die krankheit der gesundmacher ist das verneinen des kranken an sich
ich kenne drei arten von idealismus: den herzensidealismus, den ideologischen idealismus und den moralischen idealismus, wobei sie sich natürlich gegenseitig bedingen und überschneiden. als neulich ziemlich junge atomkraftgegner mit idealistischen herzen die bahnschienen gegen castor blockierten, titelte die taz ideologisch kalküliert" jung. cool. gegen atom."
unter der überschrift "freie bürger. empowerment. gegen weltwirtschaftskrise." könnte man denn auch im selben plakativen stil so manche argumentationsstränge der aus aktuellem anlaß in die talkshows der republik geladenen talkshowgäste zusammenfassen.
erst neulich sah ich eine dieser talkshows. geladen waren ausnahmslos vertreter der bürgerlichen elite. ein arzt, ein philosoph, zwei fernsehjournalisten etc.
was mich wunderte an dieser speziellen sendung( deren namen ich leider vergessen habe) war der umstand, dass alle anwesenden der überzeugung waren, das gleiche ziel zu verfolgen, sich auf dem weg dorthin aber über angeblich unterschiedliche problemfokussierungen streiten wollten. dabei war der grundtenor aller gleich: die gesetze sind ausreichend punkt, wir brauchen einen starken staat, der regulierend eingreifen kann punkt, wir brauchen aber auch eine wirtschaft, die so frei wie nur möglich agieren kann punkt, wir brauchen den mündigen bürger, der anstand, werte und moral vertritt punkt. fazit: mündige bürger, die unterstützt von den ja schon richtigen gesetzen auf verantwortung und moral setzen, bauen die marode amoralische weltwirtschaft wieder auf. dafür müssen sie - da alles andere fatale konsequenzen hätte- optimistisch in die zukunft blicken punkt.
im großen und ganzen ist das eine strategie, die nicht nur auf der prämisse eines gesunden menschenverstandes, sondern darüberhinaus auf gesundheit als ideologie aufbaut. was von den werten damen und herren allerdings verschwiegen wird, ist, dass gesundheit längst keine natürliche ausgangssituation "des freien bürgers" mehr ist.
es ist nicht unverständlich, wenn vertreter des funktionalismus behaupten, alles kann und soll wieder funktionieren, nur ist es schlichtweg falsch und eine lüge, die entscheidung über erfolg oder misserfolg bei der bewältigung einer krise, allein vom vorhandensein des "richtigen" WILLENS und WOLLENS abhängig zu machen.
unter den falschen umständen reichen dafür auch die kräfte von vielen nicht aus.
was an dieser argumentation darüberhinaus stört:
es gibt überhaupt keine masse DER bürger (die interessen sind alles andere als homogen), dafür aber eine ständig wachsende schere zwischen reich und arm, gesund und krank.
das ganze ist so pathetisch, wie wenn ein serienarzt einem todkranken
auf die schulter klopft und dann in die kamera sagt: "das wird schon."
die krankheit der gesundmacher ist das verneinen des kranken an sich. von der wolke des gesunden scheint alles machbar. die blindheit der gesundmacher besteht darin, davon auszugehen, allein durch die kraft einer vernunftorientierten gesunden reflektion auf ein ergebnis zu kommen, das allen helfen wird. dabei werden sowohl die ideologischen und emotionalen Unterschiede einer immer heterogener werdenden Menschheit ignoriert, als auch die beeinflussung durch die eigene ideologische sozialisation bei einer scheinbar sachlichen problemlösung übersehen.
das dilemma, das sich auftut, lautet: in wahrheit wollen alle gesund werden. doch was gesund ist, bestimmen zuerst immer die gesunden.
unter der überschrift "freie bürger. empowerment. gegen weltwirtschaftskrise." könnte man denn auch im selben plakativen stil so manche argumentationsstränge der aus aktuellem anlaß in die talkshows der republik geladenen talkshowgäste zusammenfassen.
erst neulich sah ich eine dieser talkshows. geladen waren ausnahmslos vertreter der bürgerlichen elite. ein arzt, ein philosoph, zwei fernsehjournalisten etc.
was mich wunderte an dieser speziellen sendung( deren namen ich leider vergessen habe) war der umstand, dass alle anwesenden der überzeugung waren, das gleiche ziel zu verfolgen, sich auf dem weg dorthin aber über angeblich unterschiedliche problemfokussierungen streiten wollten. dabei war der grundtenor aller gleich: die gesetze sind ausreichend punkt, wir brauchen einen starken staat, der regulierend eingreifen kann punkt, wir brauchen aber auch eine wirtschaft, die so frei wie nur möglich agieren kann punkt, wir brauchen den mündigen bürger, der anstand, werte und moral vertritt punkt. fazit: mündige bürger, die unterstützt von den ja schon richtigen gesetzen auf verantwortung und moral setzen, bauen die marode amoralische weltwirtschaft wieder auf. dafür müssen sie - da alles andere fatale konsequenzen hätte- optimistisch in die zukunft blicken punkt.
im großen und ganzen ist das eine strategie, die nicht nur auf der prämisse eines gesunden menschenverstandes, sondern darüberhinaus auf gesundheit als ideologie aufbaut. was von den werten damen und herren allerdings verschwiegen wird, ist, dass gesundheit längst keine natürliche ausgangssituation "des freien bürgers" mehr ist.
es ist nicht unverständlich, wenn vertreter des funktionalismus behaupten, alles kann und soll wieder funktionieren, nur ist es schlichtweg falsch und eine lüge, die entscheidung über erfolg oder misserfolg bei der bewältigung einer krise, allein vom vorhandensein des "richtigen" WILLENS und WOLLENS abhängig zu machen.
unter den falschen umständen reichen dafür auch die kräfte von vielen nicht aus.
was an dieser argumentation darüberhinaus stört:
es gibt überhaupt keine masse DER bürger (die interessen sind alles andere als homogen), dafür aber eine ständig wachsende schere zwischen reich und arm, gesund und krank.
das ganze ist so pathetisch, wie wenn ein serienarzt einem todkranken
auf die schulter klopft und dann in die kamera sagt: "das wird schon."
die krankheit der gesundmacher ist das verneinen des kranken an sich. von der wolke des gesunden scheint alles machbar. die blindheit der gesundmacher besteht darin, davon auszugehen, allein durch die kraft einer vernunftorientierten gesunden reflektion auf ein ergebnis zu kommen, das allen helfen wird. dabei werden sowohl die ideologischen und emotionalen Unterschiede einer immer heterogener werdenden Menschheit ignoriert, als auch die beeinflussung durch die eigene ideologische sozialisation bei einer scheinbar sachlichen problemlösung übersehen.
das dilemma, das sich auftut, lautet: in wahrheit wollen alle gesund werden. doch was gesund ist, bestimmen zuerst immer die gesunden.
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