Mittwoch, 15. Oktober 2008

zeitgeist?


Christoph Deutschmann sagte in einem Interview mit der taz( taz vom 13.10.2008):

"Eine Gesellschaft, die durch nichts anderes mehr zusammengehalten wird als durch den Markt, und die den finanziellen Erfolg zum obersten Lebensziel erhebt, wird Probleme bekommen. Geld ist ja nicht nur ein Tauschmittel, sondern ein Medium, das Individualisierung und persönliche Unabhängigkeit mitten in der Gesellschaft ermöglicht, aber in einer Gesellschaft, die uns alle in einer unvorstellbaren Weise voneinander abhängig gemacht hat. Diese Abhängigkeit vergessen wir gern und werden erst zwangsweise mit ihr konfrontiert, wenn das Finanzsystem nicht mehr funktioniert, wie in der gegenwärtigen Krise. Jetzt entdecken wir auf einmal, dass wir auf gesellschaftliche Institutionen anderer Art angewiesen sind, zum Beispiel auf den Staat, den der Zeitgeist gerade eben noch am liebsten auf dem Müllhaufen entsorgt hätte. Die viel zitierte "Individualisierung" ist selbst etwas Gesellschaftliches, nämlich durch Geld erst Ermöglichtes. Von der Fetischisierung des Geldes und des finanziellen Erfolges werden wir uns verabschieden müssen...
Dem Vermögensbesitzer erscheint sein Geld als eine natürliche Verlängerung seines Ich: Was mein Geld kann, das kann und bin ich. Dass es nicht das Geld ist, das für mich arbeitet, sondern immer die anderen Menschen, gerät in Vergessenheit. Wir müssen lernen, genauer zu unterscheiden, was wir wirklich selbst können, und dem, was wir nur dank unseres Geldes können..."

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