Donnerstag, 2. April 2009

radikal offen oder_aber inhaltslos?

ich habe neulich in der arte talkrunde die kuratorin der aktuellen pariser warhol ausstellung gesehen,
auf die frage, was sie an warhol so schätze und warum sie ausgerechnet heute noch eine so große warhol ausstellung organisiert,antwortete sie ungefähr folgendes: "ich mag Warhol, weil er stets offen und vorurteilsfrei war."

dann bin ich über einen artikel von Dominikus Müller gestolpert. Es ging um das Festival der Figurenwelten "Pictopia".
Müller wunderte sich darin über "seltsame Allianzen zwischen Nerdtum und Subkultur, großem Geschäft und Academia- Überbau" und kommt zu dem Schluß:
" Möglich gemacht wird das durch die inhaltliche Leere- oder positiv formuliert: durch die radikale Offenheit- jener Characters um die sich hier alles dreht. Sie verweisen auf nichts außer sich selbst und machen in der Tat nicht viel mehr als zu "kommunizieren". Was, das ist dann einerlei..."
da fiel es mir wie schuppen vor die augen:
ein tendenzielles problem bestimmter postmoderner kunst könnte genauso beschrieben werden: inhaltslos oder (oder aber) radikal offen?

Andy Warhol und die Popart haben die Kunst nicht nur um einige subtile Spielarten wie der des Plagiatismus bereichert,
sie haben die radikale Offenheit auch konsequent vor den Inhalt gestellt.
Der gewaltige Erfolg und der daraus resultierende Einfluß haben die Kunst weiter entpolitisert, indem sie die Voraussetzungen für die perfekte Synthese von Werbung und Kunst schafften. Heutzutage präsentiert jeder Kurzfilmer auf seiner Homepage ganz selbstverständlich seine Werbeaufträge gleichberechtigt in einer Liste mit seinen Kurzspielfilmen, frei nach dem Motto: Auch Werbung kann Kunst sein. Und wenn einer davon nicht gleich zu überzeugen ist, nennt man nur kurz Spike Jonze als Referenz und der Zweifler knickt ein. Dabei vergisst man zu schnell die feinen Unterschiede.
vor dem auf künstlerisch gestylten Werbevideo stand der Auftrag. Ein Werbevideo kann zwar radikal in seinem Look sein, jedoch dient das ganze immer der Pointe. Der inhaltliche Ausgang ist vorprogrammiert, die Pointe mit der Werbebotschaft wartet immer schon auf ihren Release. Werbung ist von einem dogmatischen Funktionalismus beherrscht und am Ende fast immer unfrei, also eigentlich schwer als Kunst begreifbar.
warhol hat es vorgemacht: die kunst war nie unabhängig. Warhol kam nicht umsonst aus der Werbung und wusste zu provozieren: "gute kunst ist, was sich gut verkauft"
das einst subversive der popart( und der rebellische charakter entgegen den starren dogmen einer etablierten "seriösen" Kunst) hat sie heute vollständig verloren, deswegen ist warhols radikale offenheit heute eigenlich nur noch radikaler mainstream.
warhol ist vielleicht ein papa von damien hirst und jeff koons.
diese modernen meister des pops sind offen, aber langweilig, idiotisch und berechenbar zugleich.

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